,,Es braucht ein ganzes Dorf”: Öffnung von Schule und Unterricht als Chance und Bereicherung
„In der Demokratiebildung geht es selbstverständlich jedoch nicht darum, blindes Vertrauen zu fördern, sondern mündige, auch kritische Bürgerinnen und Bürger sowie politische Urteils- und Handlungsfähigkeiten zu fördern.“ (Monika Oberle, Politikdidaktikerin)
Mit Hilfe von externen Partnern und Kooperationen sowie regionalen Projekten, Netzwerken und Wettbewerben werden im Unterricht und über den Unterricht hinaus Möglichkeiten geschaffen, sich mit gesellschaftlichen und politischen Themen auseinanderzusetzen und dabei Demokratie als Lebensform in einer Gesellschaft direkt zu erleben. Das fördert nicht nur die persönliche Entwicklung der Schülerinnen und Schüler, sondern durch die Übernahme der Verantwortung für ein Projekt, erfahren sie Teilhabe und Selbstwirksamkeit. Des Weiteren bieten außerschulische Partner bzw. außerschulische Lernorte Impulse, um den eigenen Horizont zu erweitern und sich den gesellschaftlichen Herausforderungen bewusst zu werden und sie konstruktiv anzunehmen.
Kooperationen wirksam gestalten
Makroebene: Strategische Planung (Steuerungsgruppe, Fachschaften, etc.)
- Ziel und Bedarfe klären: Was wollen wir für unsere Schule?
- Welche Bausteine kommen in Frage, um dieses Ziel zu unterstützen?
- Ressourcen: Welche personellen, finanziellen, zeitlichen Ressourcen stehen zur Verfügung?
- Integration: Wo können diese Bausteine sinnvoll und nachhaltig im Unterricht und/ oder im Schulleben bzw. der Schulkultur integriert werden?
- Evaluation
Mikroebene: Einfach machen (einzelne Lehrkraft, Unterricht)
- Ziel und Bedarf klären: Was will ich für meine Lerngruppe bzw. meinen Unterricht?
- Welche Bausteine kommen in Frage, um dieses Ziel/ den Bedarf zu unterstützen?
- Ressourcen: Welche zusätzlichen personellen, finanziellen, zeitlichen Ressourcen benötige ich und stehen diese zur Verfügung?
- Evaluation: Wurde das Ziel erreicht? Standen Aufwand und Nutzen in einem angemessenen Verhältnis?
- Integration: Wo könnte der getestete Baustein sinnvoll und nachhaltig integriert werden? (Curriculum, Schulprogramm, etc.)
Im Rahmen der Zusammenarbeit mit Kooperationspartnerinnen und -partnern bzw. des Besuchs von außerschulischen Lernorten können jungen Menschen grundlegende Demokratiekompetenzen erwerben, indem sie z. B. mit extremistischen Ansichten konfrontiert werden und dadurch grundlegende Werte der pluralistischen Gesellschaft reflektieren. Langfristig kann es ihnen dann gelingen, hierdurch ein eigenes sinnstiftendes Demokratieverständnis zu entwickeln. Eine derartige Durchdringung fördert wiederum die Motivation, sich aktiv und reflektiert an Gesellschaft und Gestaltungsprozessen dieser zu beteiligen und die Zusammenarbeit mit externen Partner*innen selbstständig zu arrangieren. Innerhalb dieser möglichst offenen Prozesse müssen die jungen Menschen die Chance haben, ihre eigene Haltung und Rolle ständig zu überprüfen und zu reflektieren. Um dies zu schaffen, muss an der Lebenswelt und am Lebensraum der jungen Menschen angeknüpft werden. Nur so ist eine nachhaltige Entwicklung von Demokratiekompetenzen zu gewährleisten und eine Selbstwirksamkeit direkt erfahrbar zu machen. In diesem Rahmen sollte ihnen möglichst wertschätzend und vertrauensvoll zur Seite gestanden werden, um eine möglichst positive Lernatmosphäre zu schaffen. Unterstützend sind dabei auch angemessene Rahmenbedingungen bzw. Strukturen, um das Gelingen des Projektes zu fördern.
,,Angenommen Sie wollen eine Seereise unternehmen: Wie planen Sie Ihre Überfahrt? Zuerst überlegen Sie wahrscheinlich, wohin es Sie zieht, wen Sie mitnehmen wollen und wie Sie Ihre Passagiere sicher an den Zielort bringen können. Außerdem müssen Sie entscheiden, welches Schiff und welche Mannschaft erforderlich sind, welche Route Sie einschlagen und wie viel Proviant Sie einpacken müssen.” (Kursbuch Wirkung, S. 4)
Argumentationshilfe für die Öffnung von Schule (angelehnt an Bildungspartner NRW (Externer Link auf PDF)):
1. Lernen durch Primärerfahrung
2. Nahraumbezogenes Lernen
3. Partizipatives Lernen
4. Lernen durch Engagement (Service-Learning)
5. Dekonstruktives Lernen
6. Situationsbezogenes, fächerübergreifendes Lernen
7. Soziales, inklusives Lernen
8. Lernen für eine nachhaltige Entwicklung
9. Enge Verzahnung mit dem schulischen Fachunterricht
10. Berücksichtigung der sprachlichen, sozialen und fachlichen Lernvoraussetzungen der Schülerinnen und Schüler
→ Hinweis: Nicht bei jedem Element zur Öffnung von Schule können alle Qualitätskriterien gleichermaßen erfüllt sein. Als Richtwert/Orientierung empfiehlt sich, mindestens ⅔ der Kriterien ggf. auch perspektivisch zu berücksichtigen.
Literaturhinweise
Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz (SWK) (2024): Demokratiebildung als Auftrag der Schule – Bedeutung des historischen und politischen Fachunterrichts sowie Aufgabe aller Fächer und der Schulentwicklung. Stellungnahme der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz: https://www.swk-bildung.org/content/uploads/2024/06/SWK-2024-Stellungnahme_Demokratiebildung.pdf
Zusammenfassung: Die Ständige Wissenschaftliche Kommission hat auf Basis von neuesten Ergebnissen kurz- und mittelfristige Maßnahmen formuliert, um die Defizite von Demokratiebildung an Schulen auszugleichen. Eine explizite Empfehlung ist die Bereitstellung verlässlicher Unterstützungsstrukturen der außerschulischen Bildungsarbeit.
Kurz, B., D. Kubek (2021), Kursbuch Wirkung. Das Praxishandbuch für alle, die Gutes noch besser tun wollen. Phineo, https://www.phineo.org/uploads/Downloads/PHINEO_KURSBUCH_WIRKUNG.pdf
Zusammenfassung: In dem Kursbuch werden Handreichungen dargelegt, um bei der Projektarbeit größtmögliche positive Wirksamkeit erreichen zu können und gleichzeitig die Projektplanung kontinuierlich sinnvoll zu reflektieren.
Beutel, W. , Tetzlaff, S. (Hrsg.), Handbuch Schülerwettbewerbe zur Demokratiebildung, Frankfurt/ M. 2018.
Zusammenfassung: Im Handbuch werden die Möglichkeiten von neun ausgewählten bundesweiten Wettbewerben für Demokratiebildung sowie die Schulentwicklung erörtert und mit Best-Practice-Beispielen ergänzt.
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